Donnerstag, 30. September 2021

Planen , Spulen und Bäumen

 Es ist sehr ruhig geworden hier. Ich habe eine Reihe Geschirrtücher gewoben. Ansonsten seit den Wollstoffen im letzten Winter nichts mehr. Das Leben lässt nun eben nicht immer genug Zeit für den Webstuhl.

Ich möchte hier aber mal wieder richtig was dokumentieren. Und zwar mein neustes Webprojekt. Ich möchte zeigen, welche Schritte nötig sind, bis ein Webstück/Stoff fertig auf dem Tisch liegt.


Zunächst braucht es eine Idee.

Ich wollte schon lange eine Tischdecke für den Terrassentisch weben. Ich dachte zuerst an zwei Bahnen, die ich dann in der Mitte zusammennähe. Aber nun kam mir die Erkenntnis, dass ich ja auch doppelbreit weben könnte.  Der Nachteil sind die irre vielen Kettfäden und so überlegte ich an der Kettdichte herum. Das Material soll Cottolin sein. Die Bindung Leinwand.

Ich dachte an eine Kettdichte von 7 Fäden pro Zentimeter. Aber dann ist mir eingefallen, dass ich kein 70er Blatt habe. Also habe ich mich für 6 Fäden entschieden. Ich hoffe, das ist nicht zu wenig. Aber die Decke soll ja auch nicht zu schwer werden. 


Dann wird geplant und gerechnet:

Ich habe meine Tische ausgemessen. Alle sind 90cm breit, sie sind lediglich unterschiedlich lang. Ich plane drei Decken und habe grob und großzügig überschlagen. Also komme ich auf eine Kettlänge von 7,5 Metern. Die Breite mit 1,6m habe ich ziemlich breit angelegt, aber ich möchte, dass die Decke an den Seiten überhängt und ich fürchte einen ziemlichen Einsprung beim Waschen, wegen der wenigen Kettfäden. Ich habe da keine Erfahrung damit. Also lieber zu breit, als zu schmal....

Da ich einen Direktzettelsatz besitze muss ich nun ausrechnen, wieviele Kettspulen ich brauche und wie lange der Faden auf der jeweiligen Spule sein muss. Ich bäume immer 2cm, also brauche ich 24 Kettspulen (2x6 - Doppelgewebe also jede "Seite" 6 Fäden- und das mal 2 weil ich ja 2cm bäume). 

Da ich zwei verschiedene Farben in der Kette geplant habe, muss ich zwei mal die 24 Kettspulen spulen. Das ergibt dann auch pro Farbe eine unterschiedliche Länge der Kettspule. Die Grundfarbe ist ein ungebleichtes Cottolin und dann noch Kettstreifen in einem dunklen petrol. - Das ist zwar nicht so richtig meine Farbe, war aber gerade im Angebot und passt schon irgendwie ins Farbkonzept. :-)


Spulen:

Ich besitze ein elektrisches Spulgerät. Das ist super und ich gebe ordentlich Gas, bis ich die jeweilige Länge aufgespult habe:




Das Fadenführgerät:

Die fertigen Spulen werden in das Spulengestell eingelegt. Dann stelle ich das Gestell hinter den Webstuhl und klemme das Fadenführgerät ein. Ich habe eines von Louet, wie mein Webstuhl. Irgendwie bin ich nicht ganz so zufrieden. Aber nicht immer liegen die Probleme am Gerät. Vielleicht mache ich als Autodidakt auch nicht alles richtig. Ich muss jedenfalls immer höllisch aufpassen, dass die Fäden auch immer in dem Teil bleiben, das ich bäumen will.


Hier der Spulenständer mit den Spulen.
Die Fäden sind schon in das Fadenführgerät eingelegt.





Die Kettfäden werden einzeln in das Fadenführgerät eingelegt.
Der Sinn ist, dass die Fäden ordentlich sortiert auf den Kettbaum gedreht werden.





Hier von oben





Das Führgerät sitzt auf einem Baum oberhalb des Kettbaumes (- der hat sicher einen Namen, aber ich kenne ihn nicht...). Man kann auf dem Kettbaum die einzelnen Abteile erkennen. Jedes Abteil ist 2cm breit und durch einen Metallbogen vom anderen abgeteilt. Das ist wichtig, damit die Kette nicht übereinander rutscht. Wir sprechen ja von 7,5 m Länge.





Hier sieht man das Ganze von hinten, also der Moment, in dem die Kette aus dem Führgerät auf den Kettbaum gedreht wird.





Ich drehe den ganzen Kettbaum so lange mit einer Kurbel, bis die 7,5 m in einem Abteil aufgedreht sind. Dann schneide ich es ab, klebe es ab (ja, ich weiß, man könnte es auch einfach anbinden....) und rutsche das Fadenführgerät eins weiter.




Jubel, Trubel, Heiterkeit!
Die Kette ist gebäumt! Man kann die verschiedenen Farben sehen.
Warum die Kette statt für 40 Abteile nur für 39 Abteile ausreichte ist mal wieder ein Mysterium,
in dem Fall aber kein Problem.